Umgang bei Tonspur mit 2 Kanälen

  • Hallo,
    ich will mich mal nach Ideen für folgenden Fall umhören, vielleicht hat jemand eine bessere Lösung.


    Dreh:
    Aufzeichnung von Gesprächssituationen mit 3 Kameras.
    2 Personen, jeweils mit Ansteckmikro.
    Beide Anstecker in Kamera 1 (linker und rechter Kanal)


    Schnitt mit Edius 8.5x Workgroup:
    In Edius also eine Tonspur mit 2 Kanälen.
    Diese Tonspur dupliziere ich in Audio Spur 1 und 2
    Mit Panorama und Balance Filter wähle ich die linke bzw. rechte Spur aus.
    So habe ich in Audiospur 1 die linke Person und in Audiospur 2 die rechte Person und kann diese getrennt pegeln.


    Was jetzt allerdings theoretisch noch zu tun ist aber sehr aufwändig ist:
    Ich müsste jetzt je Spur immer die Teile löschen, wo die Person 1 bzw. Person 2 nicht redet. Denn da die Personen eng beieinander sitzen kommt immer etwas auch beim anderen Mikro an. Das hört sich dann meist
    nicht so gut an.


    Und genau hier die Frage:
    Gibt es da nicht einen geschickteren Weg?
    Teilweise ist es an der Waveform schwer zu sehen wann wer redet und zudem bei stundenlangen Video extrem zeitaufwändig.


    Freue mich auf Tipps, die das vereinfachen....


    Danke!

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    Mainboard Asus Prime Z370-A, CPU Coffeelake i7-8700 mit CPU-Grafik HD Graphics 630, NVidia GTX 1050 Grafikkarte, Win 10 (64 bit).

  • Ich werde jetzt noch nicht ganz schlau daraus. War jetzt Mikro Person 1 nur in Kanal 1 und Mikro Person 2 nur in Kanal 2 der Kamera eingestöpselt? Nur, dass da auf dem jeweils anderen Mikro ein Übersprechen war? Dann ist es ganz normal. Ich habe bisher noch kein Interview gehört, wo Person 1 nur auf Kanal 1 und Person 2 nur auf Kanal 2 zu hören war. Das Panorama ist eigentlich immer nur leicht zu einer Seite hin gerichtet und nie komplett. Du sagst, dass es sich komisch anhört, wenn der Tonanteil der anderen Person noch teilweise mit aufgezeichnet wird. Eigentlich sollte das normal sein. Das einzige, was ich mir vorstellen kann, was sich hier vielleicht falsch anhören könnte wäre aus meiner Sicht die Phase. Wenn also die Phase des einen Mikrofons zu der des anderen Mikrofons gedreht ist. Da könnte man mal mit einem Audioprogramm versuchen den Ton etwas zu bearbeiten:
    1. DC Offset rausrechnen (also den Gleichspannungsanteil)
    2. Mal die Phase eines Tonkanals umkehren und hören, ob der Ton besser wird


    Ist die Verzögerung des einen Kanals zu der Verzögerung des anderen Kanals zu groß, so das es sich unnatürlich anhört, was ich mir bei dem kleinen Abstand der Gesprächspartner nicht vorstellen kann, dann würde ich folgendermaßen vorgehen:


    Es gibt ja immer bei dem aktuellen Sprecher ein etwas lauteres Signal als bei dem Mikrofon des anderen, der nicht spricht. Genau diese Differenz würde ich über ein Gate ein- bzw. ausblenden. Dieser Pegelunterschied schaltet also den Sprechkanal ein oder aus. Da dieses genau gegenläufig ist bei beiden Mikrofonen, konzentriert man sich immer auf das eine Mikro, das wirklich besprochen wird, sofern nicht beide durcheinander quatschen. Im Idealfall ist dann immer nur ein Kanal vom Gate aktiviert, wenn man es richtig einstellt. Die Spur mit dem Gate wird dann rausgerendert. Einmal Kanal 1 und einmal Kanal 2. Es schaltet sich also immer nur ein Kanal mit dem Ton ein. Diesen Kanal kann man dann auf den anderen Kanal kopieren und per Panorama in eine Richtung lenken, aber nicht komplett, sondern nur vielleicht 30%. Nun wird immer der Sprecherkanal auf der Seite lauter, wo der Sprecher spricht und die Phase stimmt.

  • Mit komisch meine ich eher hallig. Stell dir vor ein Mikro ist nicht nah genug an der Schallquelle. So ungefähr hört es sich an, wenn beide Mikros offen sind. Nicht extrem, aber eben auch nicht gut.
    Das lag in dem Fall an dem sehr halligen Raum. Wäre dieser nicht so hallig gewesen wäre es vermutlich kein Problem, so war es bei vergangenen Drehs dieser Art, wo es nicht so hallig war.
    Kunde meckert auch nicht, ich bin aber selber nicht ganz zufrieden.


    Kanal 1 ist mikro 1 und Kanal 2 ist Mikro 2, also bei der Aufzeichnung sauber getrennt.


    Deine Vorschläge verstehe ich nicht ganz, bin kein Tontechniker und habe auch nur Edius und Goldwave zur Verfügung. Ist das mit einem der Programme machbar? Oder eher nicht?

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    Mainboard Asus Prime Z370-A, CPU Coffeelake i7-8700 mit CPU-Grafik HD Graphics 630, NVidia GTX 1050 Grafikkarte, Win 10 (64 bit).

  • Mit dem Gate, das sollte auch in Edius funktionieren. Ist aber wohl nicht nötig, da Dein Problem ein anderes zu sein scheint, nämlich der Hall.
    In gewissem Maße kann obiges teilweise helfen, sofern es um die Early Reflections geht, die sozusagen aus der Verzögerung zwischen 1. und 2. Mikrofon entstehen können.
    Aber wenn der Raum an sich schon viel Hall besitzt, ist obige Bearbeitung nur ein Tropfen auf den heißen Stein.


    Den Hall bekommst Du mit den Dir zur Verfügung stehenden Mitteln nicht weg. Hall kann man beispielsweise mit izotope RX6 sehr gut dämpfen, was auch erhebliche Kosten ins Softwarebudget reißt.


    Was und wie es möglich ist mit RX6 Audio zu "verschönern", siehst Du hier (auch das Reduzieren von Hall) :

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  • Hall, Jein. Eigentlich kein Hall, solange ich nur das Mikro den Sprechenden im On habe.
    Aber das bei x-Stunden zu separieren ist extrem zeitaufwändig.
    Daher die Frage nach einer praktikablen Lösung um diese Arbeit zu vereinfachen. Oder eben einen Filter, die so etwas macht.


    Gibt es nicht einen Filter, die eine Tonspur stumm schalten, wenn der Pegel nicht über einen bestimmten Wert geht? So etwas könnte vieleict schon helfen.

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  • Ich habe gerade mal in Edius nachgesehen und kein VST-Gate gefunden. Es gibt aber kostenlose VST-Gates, wie Floorfish ( http://www.wavosaur.com/vst/noise-gate-plugins.php )
    Wenn man damit jeweils einen Monokanal bearbeitet und quasi den Geräuschteppich ausblendet inklusive dem Übersprechen, dann bleibt nur noch der gewünschte Sprecher auf dem jeweiligen Kanal über. Aus der jeweiligen Monospur von dem Übriggebliebenen erzeugt man wieder eine Stereospur mit gewünschtem Panorama 70% Links für Mikro 1 oder 70% Rechts für Mikro 2. Diese resultierenden beiden Stereo-Spuren mischt man dann wieder zusammen und erhält die gefilterten Dialoge.


    Ein Gate schaltet erst den Ton ein, wenn ein bestimmter Pegel überschritten ist. Also geht es darum zu unterscheiden, wann das Mikrofon direkt besprochen wird oder nur den Geräuschteppich vom anderen Sprecher wahrnimmt. Wenn man dieses präzise unterscheiden kann mit dem Gate, dann funktioniert obige Methode auch für lange Dialoge, sofern sich die Pegel nicht immer ändern und der Sprecher mal laut spricht und dann wiederum flüstert. In dem Fall muss man die Gate-Einstellungen wieder anpassen.


    Achtung Floorfish ist in der Fishfilets-Collection, die nur 32bit ist. Bei mir funktioniert dieses Gate, weil ich die Fishfilets mit jbridge 64bitfähig gemacht habe. Gegebenenfalls musst du dir dann ein 64bitfähiges VST-Plugin für Gate aussuchen.

  • Um mit dem Gate möglichst einfach arbeiten zu können kann es sinnvoll sein die Audiosignale zuvor mit einem Compressor zu komprimieren, um eine möglichst gleichmäßige Lautstärkeverteilung zu haben, aber dennoch so differenziert, dass Nutzsignal und Übersprechen unterschieden werden können.

  • Danke für die Infos!
    Wollte Floorfish mal ausprobieren, wird aber in Edius nie angezeigt. Habe verschiedene Plug-In Ordner versuht, aber ohne Erfolg...


    In welchen Ordner muß es kopiert werden?


    EDIT:
    Liegt wohl an den 32 bit des Filters. Autogate (der auch in dem Link war) klappt scheinbar auch nicht.


    Edit2:
    Habe gerade gesehen, daß Voxformer auch ein Gate hat. Habe es an einem anderen Projekt mal probiert, das Prinzip scheint zu klappen. Gebe bescheid, wen ich es am besaten Projekt ausprobiert habe.


    Danke bis hierher schonmal!

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