Projekteinstellungen 50i, 50p und 25p mischen?

  • Hallo,
    ich habe Aufnahmen von meiner Canon Videokamera 50i, 1920x1080, von der A6000 50p, 1920x1080 und von der A6300 UHD, 25p. Daraus soll ein Video in 1920x1080 entstehen. Welche Projekteinstellung ist optimal? Ich tendiere zu 50p. Ist das ok? Ausgabe erfolgt als Datei.



    Gruß


    Günter

  • Hallo Günter,


    jede Umrechnung von Bildraten bringt Nachteile. Meine Variante wäre: Vor dem Schnitt viel Gedanken machen, welches Format am häufigsten im Film vorkommt und dieses als Projektvoreinsstellung verwenden. Dann muss am Ende (je nach Verteilung) evtl. weniger umgerechnet werden. Bildraten nachträglich umstellen geht nicht mehr.


    Meine Frage an die Profis zu dem Thema wäre noch: Hat die Resampling-Methode was mit der Bildrate zu tun oder nur mit der Bildgröße (Pixelzahl)? Falls ja - wäre das für Günter auch sehr wichtig.



    Gruß Uwe

    Edius 11 Pro, Rechner: Intel i9 9900K, 32 GB RAM, Asus Prime Z390-A ATX, Asus GeForce RTX2060 S, Win 10 Pro, 500 GB M.2 SSD, 4 TB HDD, 2x 27" UHD Monitor,ShuttlePRO v2, Adobe Lightroom, Affinity Photo, Affinity Designer

  • jede Umrechnung von Bildraten bringt Nachteile. Meine Variante wäre: Vor dem Schnitt viel Gedanken machen, welches Format am häufigsten im Film vorkommt und dieses als Projektvoreinsstellung verwenden. Dann muss am Ende (je nach Verteilung) evtl. weniger umgerechnet werden. Bildraten nachträglich umstellen geht nicht mehr.

    Ja, wobei noch interessant ist, wie gut/schlecht das dann minderwertigste Material aussieht. Und was auf den Bildern zu sehen ist. Vor allem auch, auf welchem Gerät das Endergebnis gezeigt wird (Datei auf Computer oder Datenträger im Player).


    Will man eine DVD brennen, ist die Frage ja schon entschieden, denn das wird auf jeden Fall ein 50i-Projekt. Plant man eine Veröffentlichung auf einer Website, macht progressiv mehr Sinn. Hat man viele schnelle Bewegungen oder Schwenks (vor allem horizontal), wäre von 25p abzuraten. Ich würde es es austesten anhand einer kurzen schnell zusammengestellten Bildsequenz. Einfach drei Rohdateien schnappen (25p, 50i, 50p) und aneinanderhängen. Das ganze je einmal als 25p-, 50i- und 50p-Projekt. Dann vergleichen: in welcher Produktframerate sieht das jeweilige Quellmaterial am besten bzw. wenigsten unangenehm aus. Siehe dazu außerdem unten.


    Meine Frage an die Profis zu dem Thema wäre noch: Hat die Resampling-Methode was mit der Bildrate zu tun oder nur mit der Bildgröße (Pixelzahl)? Falls ja - wäre das für Günter auch sehr wichtig.

    Die Resamplingmethode hat eher Einfluss auf die Schärfe der Bilder, was aber wiederum kaum mit dem Problem der unterschiedlichen Framerates zusammenhängt. Aber theoretisch kann man evtl. noch etwas rausholen, damit die Schärfen aus den drei verschiedenen Kameras nicht so ungleich aussehen. Dazu stellt man im Layouter für jede Framerate-Art die entsprechende Lanczos-Methode ein (das ist direkt im Dropdownmenu erklärt und daher nicht allzu schwer).


    Noch interessanter ist eher die Frameinterpolation. Die kann man für jeden Clip einzeln im Geschwindigkeitsmenu einstellen (Clip markieren, Alt+E und dann auf "Halbbildoptionen" klicken). Standardmäßig ist dort m.E. nach "Bildvermischung" aktiviert. Es ginge auch "Nächster Nachbar". Am qualitätsvollsten ist oft der "Optische Fluss" (muss man aber im Einzelfall anschauen und entscheiden), der aber leider etwas Hardware-hungriger ist. Hat man also 25p-Material in einem 50p-Projekt, müssen ja zu den 25 Bildern weitere 25 Bilder generiert werden, um die Sekunde voll zu machen.
    - "Nächster Nachbar" wiederholt einfach jedes Frame. Wir sehen also jedes Frame doppelt.
    - "Bildvermischung" erstellt Zwischenframes, indem es die Frames davor und danach blendet. Dadurch entsteht oft ein unschöner Ghosting-Effekt.
    - "Optischer Fluss" generiert tatsächlich neue Frames, wie eine Art Morphing von Frame 1 und 2. Sieht am besten aus, es sei denn, es bewegen sich schnelle Dinge. Dann gibt es hässliche Artefakte. Wird vielleicht mal spektakulär gut, wenn K.I. dazu kommt ;)


    Mein Tipp ins Blaue: Hast Du viele langsame, gediegene Aufnahmen, dann wird ein 25p-Projekt vermutlich das beste sein. Das ist zwar eigentlich das schlechteste, bildet aber den kleinsten gemeinsamen Nenner, weil sowohl 50i- als auch 50p-Bilder damit nicht perse schlechter aussehen. Hast Du eher schnelleres Material, solltest Du es testweise in 50p probieren und das 25p- und das 50i-Material ggf. mit "optischem Fluss" aufbohren.


    Und nochmal: bevor Du das eigentliche Projekt startest, mach am besten tatsächlich ein paar Testprojekte. Nimm Dir die Zeit, es lohnt sich. Denn wie Uwe schon festgestellt hat: Du kannst in einem laufenden Projekt die Framerate nicht mehr ändern. Der Worst Case ist, wenn Du den Film schön fertig schneidest und hinterher feststellst, dass irgendwas nicht passt. Dann musst Du tatsächlich komplett von vorn anfangen, denn umstellen / Schnittliste exportieren etc. funktioniert nicht.

    Edius WG 8.53.3262 ---- Win10 Pro

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  • Hallo,
    vielen Dank für eure Antworten.
    Eine Testreihe dürfte schwierig sein, da die Rohdaten in vielen unterschiedlichen Clips vorliegen. Es handelt sich zum Einen um einen Reisebericht über Singapur, den ich im Laufe mehrer Jahre auf Verwandtenbesuch aufgenommen habe, zum Anderen um Aufnahmen von meinem Enkelsohn der letzten 10 Jahre.
    Die fertigen Filme sollen lediglich als Datei weitergegeben, bzw. vom PC abgespielt werden.
    Ich werde das Projekt mal mit 50p starten und bei entsprechenden Clips verschiedene Frameinterpolationen ausprobieren. Kann man wenigstens für den Notfall die geschnittenen Clips abspeichern und in ein neues Projekt einfügen? Das würde das neue Finden der Cuts ersparen.

  • Eine Testreihe dürfte schwierig sein, da die Rohdaten in vielen unterschiedlichen Clips vorliegen.

    Du sollst es ja nicht übertreiben. Aber such Dir doch gezielt drei kurze (10-sekündige) Clips raus: einen in 25p, einen in 50i, und einen in 50p. Jetzt erstellst Du ein 25p-Projekt, wirfst die drei Clips hintereinander ungeschnitten auf die Timeline und exportierst das in 25p. Ist eine 2-Minuten-Aktion. Dasselbe machst Du mit denselben drei Clips noch in 50i und in 50p. Das sollte Dich also insgesamt nicht mehr als 10 Minuten kosten (weniger als meine beiden Postings zu diesem Thema), und Du kannst hinterher vergleichen und Dich für die beste Variante entscheiden.


    Kann man wenigstens für den Notfall die geschnittenen Clips abspeichern und in ein neues Projekt einfügen? Das würde das neue Finden der Cuts ersparen.

    Jein, mit Tendenz zu Nein. Du könntest natürlich das bis dahin Geschnittene als KomplettClip rausrechnen und in ein neues Projekt einfügen, aber das ist natürlich in jeder Hinsicht hässlich.


    Was eben leider genau NICHT geht, ist das Exportieren und Importieren einer Schnittliste oder sonstige Tricks, die einem da einfallen mögen. So oft jemand danach gefragt hat, erinnere ich mich immer nur an die Antwort, dass es am Ende darauf hinausläuft, in neuen Projekteinstellungen neu anzufangen.

  • Es gab mal ein sehr schönes AVISynth Script, mit dem man eine sehr schöne Bildratenverdopplung
    oder Interlaced-zu-Vollbildumwandlung inklusive Bewegungsauflösung machen konnte. Leider bedeutet
    das auch eine steile Lernkurve für nur Newbies und leider auch ein sehr rechenintensiver Prozess.
    Vielleicht lässt sich ja auch der Optical Flow dafür missbrauchen, die doppelte Bildrate aus 25p und 50i
    zu generieren, sofern es beim 25p-Material nicht auf die 25p-Ästhetik ankommt?`Würde ich mal mit
    experimentieren. Allerdings ist Optical Flow in Edius bei Scene-Changes sehr anfällig für Morphing Effekte
    weil es keine Scene Detection im Prozess gibt. Man müsste das Material also sauber szenenweise in der
    Timeline segmentieren.


    Jim


  • Empfehle Praxistraining #4 Zeiteffekte

    Grüße
    Hans


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    ASUS Prime Z390-A, Intel i9-9900K, GTX1660S-6G Super, BM Intensty Pro 4K

  • Hallo Wolfgang,
    ja Du hast recht, vielleicht hilft dem Fragesteller ds Kurzvideo zum Kurs:

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    Grüße
    Hans


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  • Hallo,
    ich kenne die dvdlernkurse, habe selbst welche. Insofern hat mir der Hinweis auf #4 schon geholfen. Habe mir den Trailer daraufhin angeschaut, trotzdem danke für den Link Hans. Werde mir wohl den Kurs holen.

  • Vielleicht hilft ja auch der entsprechende Podcast hier im Forum wenigstens etwas weiter?
    Und das gratis?


    https://www.edius.de/podcast.html#0sXN8UX0PnE

    Naja, nix neues - vor allem, weil da nicht weiter darauf eingegangen wird, wie sich speziell interlaced-Material in einem progressiven Projekt verhält (oder andersrum). Der Podcast erklärt auch nicht den Unterschied zwischen "Frameblending" und "Nearest Neighbour". Außerdem ist der Podcast so alt, dass der optische Fluss darin noch nicht auftaucht.


    Ich möchte ja nicht allwissend klingen (sondern nur helfen), aber: die Infos, die schulzky braucht, hat er in diesem Thread erhalten. Um das Ausprobieren, wie es mit seinem spezifischen Material konkret aussieht, wird er nicht drum herum kommen. Aber nochmal: das ist eine 10-Minuten-Aktion, die es ihm sicherlich wert sein wird, wenn es dabei um persönliche Archivaufnahmen geht.