Endlich habe ich es gestern am Abend mal geschafft, mir mein Montenegro Material, aufgenommen mit der Blackmagic Pocket 6K UHD 50p 5:1 zu BRAW/Film-Modus, auch in Edius 9.51 anzusehen. Ja wir haben das Thema zu den Neuheiten von Edius 9.51, aber mir geht es doch recht speziell um den HDR-Schnitt dieses 6K Materials unter Edius 9.51. Die Fragen für mich waren, wie performat der HDR-Schnitt mit BRAW bei Verwendung eines eher etwas älteren 8-Kerner mit einer AMD-GPU mit 8GB Ram, einer einer Blackmagic Decklink 4K 12G und einem Atomos Sumo als HDR-Vorschaumonitor möglich ist. Das Material befand sich dabei auf einem 5.1 SSD Raid System. Und wie gut der Workflow beim HDR-Grading dieses Materials mit dem Primary Color Corrector von Edius funktioniert - und wie dann das Echtzeitverhalten noch aussieht.
In Summe folgende Eindrücke:
- der Import auch von 900 Clips gelingt mit meinem System erstaunlich schnell und stabil.
- als Projekteinstellungen mussten aber UHD-Einstellungen gewählt werden - die 6K Auflösung ist in den Projekteinstellungen derzeit noch immer nicht frei gegeben. Das hat aber keine Auswirkung, solange ohnedies nur zu UHD ausgegeben werden soll
- als Projekteinstellungen können sowohl PQ wie auch HLG rec2020 gewählt werden - macht keinen Unterschied. Das ist grundsätzlich auch noch im Nachhinein umschaltbar. Ich meine trotzdem dass man sich entscheiden sollte, denn es hat einen gewissen Einfluss auf das Grading. Ich persönlich habe mich aber für HLG entschieden, da HLG im Gegensatz zu PQ vollständiger definiert ist
- In den Eigenschaften der Clips wird automatisch Blackmagic Pocket 6K Material erkannt, Farbmanagement 4. Generation, was ok ist. Allerdings immer mit der einen generischen ISO von 400 (ich habe aber auch gerne mit der zweiten nativen ISO gefilmt, dafür gibt es keine Einstellungen, was aber auch ohne weitere Konsequenz bleiben dürfte)
- Die Metadaten des Quellmaterials werden durchaus angezeigt. Allerdings sind sie - soweit ich das bisher gesehen habe - nicht extra verstellbar, wie man das aus Resolve oder im Catalyst für slog her kennt. Es wäre nett wenn man hier etwa Größen wie ISO oder Farbtemperatur extra in den Metadaten einstellten könnte (aber da kommt man rasch in die Diskussion ob manche dieser Daten eingebrannt sind und ob BRAW auch echtes RAW sei, eine Diskussion die mich hier im Grund nicht wirklich interessiert.
- Mit der Workgroup Version bin ich auch auf meinem System auf die 8bit Einstellungen und der Auflösung 1/2 gegangen. Dann zeigt mein System sehr gute Vorschaueigenschaften, auch nach Anwendung des Primary Color Correctors. Ein performater Schnitt ist damit möglich. Die Auflösung der Vorschau an der Decklink 4K ist allerdings trotzdem UHD 50p wie ich am Sumo erkennen kann. Was Angesichts der Tatsache, dass der Sumo ohnedies nur HD-Auflösung hat fast überzogen erscheint - und auch wenig bringt wenn ich dann erst auf Auflösung 1/2 bei 8bit in der Vorschau der Workfgroup Version gehe. Tatsächlich zeigt das System dann am Sumo fallweise erkennbares Banding - was für den flüssigen Schnitt nur bedingt stört. Vereinzelt habe ich auf die volle 10bit Vorschau geschalten wenn ich das Bild am Sumo besser beurteilen wollte - aber das war wirklich nur vereinzelt erforderlich.
- Der eigentliche Schnitt ist für mich als Vegas Nutzer in Edius am Anfang noch immer ein wenig gewöhnungsbedürftig. Man schneidet und trimmt eben doch mehr im Quellfenster und weniger in der timeline wie in Vegas. Das allerdings funktioniert robust und sehr stabil - wie man es von Edius eben gewohnt ist. Der Umstellungsaufwand ist m.E. eher minimal und nach den ersten Schnittversuchen kein Problem mehr, aber man hat ihn, wenn man verstärkt von Vegas kommt.
- Das Graden über den Primary Color Corrector hat sich seit meinen diesbezüglich ersten Tests mit log Material insofern stark verbessert, als damals das massive Überschwingen des Luminanzbereiches für jeden Clip erst händisch zurück genommen werden musste. Liegt aber lange zurück. Heute übernimmt der Primary Color Corrector ja automatisch den Quellfarbraum der Clips - und stellt die Luminanz auf den Zielfarbraum HLG schon automatisch ganz gut hin. Man bekommt also ein bereits automatisches erstes Bild, welches schon mal halbwegs justiert ist.
- Die Justierung der Luminanz, mit der typischerweise das Grading beginnt, erfolgt wie bekannt über die Justierung von Schwarzpunkt und Weißpunkt und dann die Gammakurve. Dass hier unverändert keine Gain-Funktion zur Verfügung steht stört eigentlich nicht wirklich. Auch die Farbkorrektur über die beiden Schieberegler funktioniert gut. Die beiden wesentlichsten Instrumente - Waveform-Monitor und Vektoskope - reagieren bei den gewählten Einstellungen ebenso performat wie die restlichen Schieberegler dieses Filters, die Vorschau ist auf meinem System auch ohne Übertaktung bei den gewählten Einstellungen durchaus performat. Erst wenn ich mein älteres Mercalli 4 zum Einsatz bringen, muss vorgerendert werden (auf Mercalli 5 bin ich noch nicht gegangen).
- Das Hinausrendern habe ich derzeit noch nicht mit dem Material getestet (ich hoffe HEVC geht inzwischen auch ohne interner GPU? Und ich hoffe das Umskalieren dauert von 6K zu UHD dauert hier nicht endlos).
Fazit: in Summe ist der HDR Schnitt von Pocket 6K Material auch auf meinem älteren System problemlos und performat möglich. Eine modernere Architektur würde sicherlich noch mehr Reserven im Echtzeitverhalten bringen, aber für einen eher einfachen Schnitt erscheint mir das nicht mal sonderlich notwendig zu sein. Die Implementierung des 6K BRAWs erscheint mir um einiges besser zu sein als ich das von ProRes RAW in Erinnerung habe, aber das müsste ich mal auf der aktuellen Version mal wieder vergleichen. In Summe kann man damit durchaus einen ernstzunehmenden HDR-6K Schnitt machen.