Nur um es mal zu visualisieren, ich habe einmal mit einer kritischen Szene einen Vergleichstest zwischen Edius 9.5 Software Encoder und dem in dieser Version noch funktionalen Quicktime-Exporter mit gleicher variablen Bitrate (1280x720@24p bei 3,5 MBit) exportiert. Die Resultate des Edius-Software-Encoders zeigen ein absolutes Desaster! Der QuickTime-Exporter machte keinerlei Theater und bildete alles zuverlässig in bestmöglicher Qualität ab!
An den Screenshots des Bitratenviewers ist zu sehen, wie der Edius-Encoder komplett einbricht, die Bitrate über einen Zeitraum von mehreren Sekunden gen NULL geht, was die Darstellungsqualität erklärt. Der QuickTime-H264-Exporter sieht kein Problem und verteilt Bitrate dahin, wo sie benötigt wird, weil der durch den vorherigen Analysevorgang eine Kennlinie der Bild-Komplexität zur Verteilung der Bitrate ermittelt hat, um Bits und Bites ökonomisch im Sinne der durchschnittlichen Bitrate und Zielgröße so zu verteilen, dass die bestemögliche Bildquaölität getroffen werden kann.
Ich kann es mir jedenfalls nicht mehr leisten, solch unprofessionelle Ergebnisse beim Kunden auflaufen zu lassen und nutze daher Edius nicht mehr für irgendwelche H264-Encodings. Durch den Wegfall des Quicktime-Exporters in Version X gibt es für mich auch keinerlei Gründe mehr, upzugraden.
Da ich solche Ergebnisse auch schon in Blu-ray-Exports hatte, ist Edius nicht mehr das Mittel der Wahl!
GrassValley weigert sich konsequent seit Jahren, Encoder zu implementieren, die die Möglichkeiten bei komprimierten Formaten sinnvoll ausnutzen. So war das schon beim MPEG2-Exporter (auch nur 1-pass und für enge Projekte mit genauem Bitbudgeting ungeeignet), nachdem der ProCoder nicht mehr unterstützt wurde, der ein hervorragender Encoder für MPEG2 (Multipass-tauglich und komplex bei der Parametrisierung) war. Beim H264-Encoder blieb man weiter unambitioniert, aus meiner Sicht sogar nachlässig.
Wer beim Edius-H264-Encoder eine Zielbitrate anvisiert, um eine bestimmte Qualität bei einer bestimmten Dateigröße zu erreichen, macht eigentlich eine Wette. Man muss hoffen, dass das Material nicht zu komplex ist, damit der Edius-Exporter nicht ins stottern kommt. Der Encoder wurde so designt, dass er die gewünschte durchschnittlich gesetzte Zielbitrate regelmäßig und systematisch unterschreitet, damit am Ende die avisierte Dateigröße wenigstens nicht überschritten wird (für Blu-ray und DVD notwendig).
Die Strategie des Encoders ist unbekannt und wie der Bitrate-Viewer zeigt, eher fragwürdig.
Wer in einem 1-pass-Encoding-Vorgang bei variabler Bitrate eine durchschnittliche Zielbitrate und eine bestimmte Zielgröße erreichen will, muss das letztendlich zu Lasten der Qualität tun, denn die Komplexität des Materials ist dem Encoder vollständig unbekannt.
Während ein CBR-Mode viel Bitrate verschwendet, wenn sie gar nicht benötigt wird und dann in Momenten höchster Komplexität nicht auf Spitzen reagieren darf, weil die Bitrate nach oben hin limitiert ist, kann im Gegensatz dazu der VBR-Mode in beide Richtungen auf die Gegebenheiten reagieren. Mit einem vorgeschalteten Analysevorgang kann der Encoder einen Qualitätsfaktor auf Basis der Komplexität errechnen, nach welchem er die Bitrate gewichtet zur Verfügung stellt, um den errechneten Qualitätsfaktor visuell zu erreichen. Das ist mit dem Edius-Encoder in keiner Weise möglich.
Der Edius-Encoder muss den Encodingvorgang mit einer durchschnittlichen Bitrate beginnen. Um die Zielgröße und Zielbitrate wenigstens ungefähr zu erreichen, weicht er dann nur noch marginal nach oben oder nach unten aus. Ein VBR-Encoding eines ordentlichen 2-pass Encoders sieht im Bitrate-Viewer völlig anders aus, als ein VBR-Encoding mit dem 1-pass-Encoder in Edius. Während ersterer einen Graphen erzeugt, der Berge und Täler mit großer Amplitude zeigt, erinnert der 1-pass Encoder eher an ein CBR mit leichten Abweichungen nach oben oder unten.
Professionell ist der Encoder in Edius jedenfalls nicht und er reicht noch nicht einmal für Timecode-Sichtungsversionen aus, wie man an den Screenshots sehen kann.
Jim