Hallo Peter,
ich werde das Gefühl nicht los, dass wir hier von zweierlei Dingen sprechen (schreiben). Ich schreibe von meinen praktischen Erfahrungen über die Zusammenarbeit Edius 6.06 und Canon XF 100. Ich muss Dir daher zuerst einmal die Frage stellen, ob Du selbst schon mit Videodaten von dieser Canon XF 100 gearbeitet hast?
Gehen wir das Thema also nochmals ganz pragmatisch an. Ich schildere mal meinen Workflow hinsichtlich Videodaten-Bearbeitung mit der Canon XF 100.
Wenn man auf Reisen ist und mit 10 Std. Filmmaterial und mehr zurückkommt, gehen einem ja mal die teuren CF-Karten aus (Listenpreis für eine 32 GB-Karte ca. € 120 – 150,00, in der von mir eingesetzten Qualität). Ich kopiere dann die ganze Datei CONTENTS auf eine mobile Festplatte, nach der von mir in meiner Ausführung vom 23.02.2012 angegebenen Vorgehensweise. Hierbei interessiert mich die Struktur dieser Datei gar nicht und ich befasse mich auch nicht mit einzelnen Clips. Anschließend kann ich die Karte löschen und wieder weiter verwenden.
Zuhause am PC gehe ich bei Edius in den Quellbrowser, gebe den richtigen Pfad für dieses Laufwerk ein und kann sofort im Vorschaufenster alle Clips sehen. Ich treffe meine Auswahl und speichere einzelne Clips oder alle Clips in mein Bin. Dieselbe Prozedur geschieht mit den Clips über das Kartenlesegerät. Nur hier ist der Eingangspfad eben anders.
Das Tool Canon Utility setze ich nicht ein, da ich darin keinen Vorteil sehe. Was tut es? Ich kann die einzelnen Clips wie auch im Quellbrowser ansehen. Ich kann die Clips von der CF-Karte auf den Computer speichern. Dies funktioniert bei der Direktkopie schneller und ohne Umwege. Also bleibt nur noch der Punkt: Benutzerprofile für die Camcorderbedienung bearbeiten und auf eine SD-Karte speichern. Da ich die Kamera allein nutze ist dieser Punkt für mich nicht relevant.
Nun zum Quellbrowser. In diesem Forum wir immer wieder über den „so schlechten Quellbrowser“ diskutiert und vom Chaos, das dieser Browser angeblich im Bin anstellt. Das kann ich nicht nachvollziehen. Ich finde ihn recht gut. Was sind denn die Aufgaben eines Quellbrowsers? Er wird verwendet, um Dateien auf Quellmedien wie CD`s, DVD`s, Kameras und externe Aufnahmegeräte anzuzeigen. Und das tut er hervorragend, vorausgesetzt, man gibt ihm den richtigen Pfad an. Wenn dann die Daten angezeigt werden, kann ich mir die doch bequem ansehen, anspielen und dies alles ohne sie auf die Festplatte zu kopieren! Auch zeigt er mir nur die Clips an. Die angesprochenen Steuerdateien etc. sind doch in den Clips eingebunden und daher nicht sichtbar, also interessieren sie mich auch nicht.
Dann zum Thema praktisches Arbeiten im Bin. Bei einem Projekt mit mehreren Stunden Filmmaterial arbeite ich sehr wohl gut strukturiert. Ich habe im Hauptverzeichnis des Bins themenbezogen einzelne Ordner angelegt und kann bei der Vorauswahl im Fenster des Quellbrowsers auf einen Satz einen oder mehrere oder auch alle Clips in den jeweiligen Ordner ohne Umweg und ohne mich um irgendwelche Struktruen des Clips kümmern zu müssen, speichern. Wenn ich dann wirklich einmal wissen möchte, wo der einzelne Clip denn eigentlich innerhalb des Projektes gespeichert ist, ist dies die leichteste Übung. Den Clip mit der rechten Maustaste anklicken und über den Menüpunkt Explorer ansehen. Es wird der Pfad angezeigt und der Clip wird geöffnet.
Und warum bitteschön soll ich denn im System nach MXF oder CIF-Dateien suchen. Ich kann doch alles bequem erreichen und ansehen, ohne die entsprechende Datei gleich irgendwohin zu speichern. Und überhaupt: bevor ich mir die Canon XF 100 zugelegt habe, testete ich natürlich auch Kameras von anderen Herstellern. Ich entschied mich für Canon gerade wegen der Bildqualität und der unkomplizierten Verarbeitung in Edius. Die Entwicklungsingenieure von Canon haben sich doch mit Sicherheit etwas dabei gedacht, als sie dieses professionelle Datenformat mxf (Containerformat) entwickelt haben. Soll ich jetzt möglicherweise auf einen Teil, eine Hilfsdatei etc. nur aus speichertechnischen Gründen verzichten? Ich für meinen Teil mit Sicherheit nicht. Wenn ich mir mal z. B. einen 9 sec. Clip ansehe, besteht dieser aus folgenden Dateien:
AA0542 – XML-Dokument, 1 KB Speicher,
AA0542:CIF-Datei – Speicher 3 KB,
AA542.CIF – EdiusWaveformCatch File 42 KB,
AA054201 – MediaFile (.mxf) 179.114 KB,
AA054201.SIF Sif-Datei, 1,792 KB.
Soll ich mir wegen diesem Speicherbedarf für die Hilfsdateien Gedanken machen? Ich habe beschlossen nein.
Dann wäre noch das Thema Datensicherung anzusprechen. Früher in der Ära DV-Band hatte man ja auf jeden Fall eine Sicherung. Was passiert heute? Wenn ich mal das Projekt abgeschlossen habe, lösche ich es incl. der Filmdaten (ein Ordner im Projekt beinhalte alle Filmdaten) vom Rechner. Über die Sicherungskopie auf der externen Festplatte (Raid-System) kann ich jederzeit wieder auf jeden gewünschten Clip, auch für ein anderes Projekt zurückgreifen. Ich kann mir den Ordner im Quellbrowser ja ansehen!
Ich habe vereinzelt auch schon ganze Speicherinhalte auf eine Bluray-Disc gespeichert (gesichert). Da meine CF-Karten jedoch 32 GB haben und die Bluray nur 25 GB aufnimmt, ist dies ein schwieriges Unterfangen. Ich will ja keine Qualitätseinbußen durch evtl. Koprimierung bekommen. Die 50 GB Bluray ist mir vorläufig noch zu teuer.
Zum Schluss möchte ich noch auf die von Dir beschriebene Arbeitsweise eingehen. Ich habe mich exakt an Deine Vorgaben gehalten und muss festellen, dass dies für mich kein gangbarer Weg ist. Nach exakt 12 Klicks habe ich endlich den gewünschten Clip offen auf einem kleinen Vorschaufenster vor mir. An Abspielen ist gar nicht zu denken. Ich kann den filmischen Inhalt des Clips durch Verschieben eines Reglers (händisch) erkennen. Aber wie gesagt, immer nur einen Clip. Durch Doppelklick habe ich ihn dann im Bin.
Ich möchte nicht sagen, dass meine Lösung die Beste ist. Jeder sollte sie jedoch selbst einmal ausprobieren. Für mich ist sie am praktikabelsten. Wenn jemand einen bessern Workflow für die Datenverarbeitung hat, werde ich ihn gerne testen und bei Bedarf sofort übernehmen.
Ich wünsche allen ein schönes Wochenende
Klaus